Makroaufnahmen

MORE THAN HONEY sticht heraus durch seine bahnbrechenden Makroaufnahmen. Noch nie haben wir die Bienen so auf der Leinwand gesehen. Wir nehmen geradezu an ihrem Alltag Teil, dank der eingesetzten, innovativen Techniken. Dazu gehört ein wortwörtliches "Bienenstudio" - zusammengestellt auf einer alten Fabrikanlage. An 35 Drehtagen kamen hier insgesamt 15 Bienenvölker zum Einsatz. Das Ergebnis waren 105 Stunden Makro-Material.

Zu den Experten zählte nicht nur der verantwortliche Kameramann Attila Boa, sondern auch ein, 'Bienenflüsterer'. Regisseur Markus Imhoof:

Man kann den Bienen ja keine Befehle geben. Wir haben darum im April / Mai gedreht, wo vieles bei den Bienen stattfindet, und wir hatten eine lange Liste von Themen, die vorkommen sollten, z.B. der Wabenbau, der bekannte Schwänzeltanz und die Geburt einer Königin. Der, Bienenflüsterer 'hat in den verschiedenen Völkern nachgeschaut, wo findet gerade statt, was wir suchen? Wir haben inzwischen in dem Studio alles vorbereitet mit einer leeren Manipulierwabe, mit dem Licht, der Kamera und der ganzen Technik. Dann hat der, 'Bienenflüsterer' von draussen die Wabe mit den Bienen gebracht und wir konnten hoffen, dass es jetzt noch einmal passiert. Das hat natürlich, wenn man mit 70 Bildern/Sek. filmt, unendlich viel Material verbraucht. Bis man mit dem winzigen Ausschnitt des Endoskops oder eines anderen Makro-Objektives die richtige Biene gefunden hat, geht schon viel Zeit verloren. Manchmal sind dann ganz andere Dinge passiert, als wir erwartet hatten und wir mussten fliegend umstellen.

Ein besonderes Problem war auch die Hitzeentwicklung. Markus Imhoof erklärt:

Highspeed braucht ja sehr viel mehr Licht. Je schneller es geht, umso heller muss es sein und das war natürlich eine Herausforderung, weil wir ja mit Wachs arbeiten und die Bienen durften nicht darunter leiden. Wir haben dann zum Teil draussen gearbeitet und Spiegel eingesetzt, weil die Sonne heller ist als die Scheinwerfer.

Es mussten technische Probleme gelöst werden, die viele Fragen aufwarfen. Markus Imhoof:

Wir haben lange experimentiert: welche Geschwindigkeit ist am angemessensten? Wir haben herausgefunden, dass sich die Bienen mit 70 Bildern/Sek. ungefähr so schnell bewegen wie Menschen. Der Zuschauer soll nicht das Gefühl haben, dass es sich um Slow Motion handelt. Es soll selbstverständlich sein, dass er den Bienen zusieht und mit 70 Bildern/Sek. sieht man auch, was sie tun. Wenn man sie mit 24 Bildern/Sek. filmt, dann geht das so schnell, dass man das ganze Gekrabbel der kleinen Beine, die Zungen, Fühler und Flügel, gar nicht wahrnehmen kann. Alle fliegenden Bienen haben wir mit 300 Bildern/Sek. gefilmt, die Flügelbewegungen erschienen uns so am natürlichsten - die Flügel bewegen sich mit 280 Schlägen/Sek. Ein Kurioses Detail: Für das menschliche Auge ergeben ja 24 Bilder/Sek. den Eindruck eines gleitenden Bildes. Für die Bienen mit ihren Facettenaugen entsteht das erst ab 280 Bildern/Sek.. Das habe ich erst später erfahren, nach unseren Experimenten mit den Flügen. Komischerweise waren also unsere 300 Bilder/Sek. die Geschwindigkeit, mit der auch Bienen ihre eigenen Flügelbewegungen als gleitende Bewegung sehen und nicht mehr als Stroboskopeffekt.

In Anbetracht dieses Aufwandes war es nicht verwunderlich, dass es am Ende ein zweites Jahr brauchte, in dem man den knappen Zeitraum April / Mai nutzen musste, um die notwendigen Aufnahmen von den Bienen in all ihrer Vielfalt in den Kasten zu kriegen.